
Wer denkt es sei ein Kinderspiel das rechte Maß zu halten, hat sich geirrt. Unsere Energie will gelenkt werden, damit das Geben und Nehmen frei und in Balance fließen kann. Ist unser Einsatz zu groß, verausgaben wir uns, ist er zu klein, so ziehen wir oder unsere Umwelt mit uns ins Gericht und laufen über ein Minenfeld. Kennst du das auch?
"Oh ich habe viel zu viel im Garten gearbeitet, aber das Wetter war so schön. Nun tut mir alles weh" oder wir unterstützen, helfen, beschenken andere ohne Unterlass, weil wir meinen, sie brauchen es gerade so nötig und bemerken nicht, dass es zu viel ist, dass wir den anderen dadurch erdrücken, klein und unselbständig machen.
Auch als Coach und Therapeutin kenne ich gut, welche Folgen ein Überengagement für den Einzelnen hat. Ein Beispiel dazu: Ein Ehemann nimmt seiner Frau alles ab, weil sie gerade in einer Depression ist. Er wäscht, kocht, bügelt, kauft ein, putzt. Sie liegt auf dem Sofa und fühlt sich mit der Zeit immer nutzloser und passiver. "Mein Mann ist fix. Was der alles macht und kann. Ich kann nichts."
Besser wäre es, wenn er mit ihr alles gemeinsam machen würde. "Komm, wir hängen Wäsche auf ", "Wir kochen zusammen etwas.". So würde niemand über dem anderen stehen in seiner Aktivität und der Mensch mit Depression würde von Tag zu Tag mehr Zutrauen fassen und bemerken, was er oder sie alles kann.
Schreibt ein Sohn oder eine Tochter den Eltern vor, was sie zu tun oder wie sie die Welt sehen sollen, so stellt er oder sich über die Eltern, anstatt ihren ganz anderen Weg zu respektieren. Einmischung ist ein Übergriff und zugleich ein großer Energieräuber. Auch Eltern dürfen respektieren, wenn die Kinder erwachsen werden. Die Kunst besteht dann im sich raushalten und sie eigene Erfahrungen sammeln lassen. So schwer es auch ist, das weiß ich zu berichten.
Zum rechten Maß halten gehört auch eine Pause machen auf der Arbeit oder vom Außen ins Innere gelangen. Die Welt ist laut, umtriebig und voller Reize. Wenn wir nur in der äußeren Welt verweilen, nehmen wir die inneren Prozesse nicht wahr: die Gedanken, Gefühle und Konflikte in uns. Bewegen wir uns nur in der inneren Welt, so verlieren wir die Verbindung zur Umwelt, ziehen uns zurück und kreisen um uns selbst, statt dem anderen zu begegnen und seine Bedürfnisse wahrzunehmen.
Das rechte Maß halten bedeutet aber auch Klarheit zu haben und nicht herumzustochern in trüben Gewässern. Wenn ich JA meine, lebe ich das JA. Wenn ich ein NEIN wahrnehme, dann teile ich es deutlich und respektvoll mit. Grenzensetzen bedeutet auch Selbstliebe. Zum Grenzensetzen gehört das Erkennen von eigenen und gleichzeitig von Bedürfnissen anderer Menschen und diese beiden miteinander abzuwägen. Ich werfe sozusagen etwas in die Waagschale. Wenn ein Kind schreit, lasse ich den Kochlöffel fallen oder werde wach und laufe zum Kind, um sein Bedürfnis zu stillen. Ich stelle in diesem Fall mein Bedürfnis hinten an. Wenn ich krank bin oder unter starken Schmerzen leide und ich arbeite dennoch, um es meinem Arbeitgeber recht zu machen, bin ich mir nicht bewusst über die Folgen für meine Gesundheit.
Fehlt mir im Leben also das rechte Maß, so darf ich mir bewusster werden darüber wann ich mir oder anderen Menschen Kraft und Energie raube, indem ich meine oder ihre Bedürfnisse übergehe.
Übung 1: Schließe deine Augen und lenke deine Energie in einer kurzen Meditation nach außen. Verweile darin und lausche den Geräuschen, nimm Gerüche wahr. Dann wechsele die Perspektive nach innen. Nimm deine Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wahr. Alles darf sein. Wechsele wieder die Perspektive und so weiter.
Übung 2: Male diese chinesischen Schriftzeichen nach. Tue es täglich einmal für 27 Tage.
Ich wünsche dir gutes Gelingen und Bewusstheit dafür das rechte Maß in deinem Leben zu finden. Dann wird für dich alles leichter und fließender.
Alles Liebe,
Anke
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